21 Jun, 2008

Nehmt dies auch noch!

# Daniel sagt:

19. Juni 2008 um 18:50

Sorry, aber die Darstellung der Aktion in den Medien ist wirklich unpräzise und Ihre Aktion nicht wirklich überlegt. Gerade die T-Shirts die Sie eingesetzt haben sind von Spreadshirt und nicht aus den üblichen Tchibo Einkäufen. Ich weiß nicht, woher spreadshirt seine Waren bestellt, aber zumindest hatten Sie auch Sachen mal von Trigema, die gänzlich aus Deutschland kommen.. Insofern bitte beim nächsten Mal richtig informieren und nicht so halbgare Aktionen machen..

Kirsten: Daniel, bitte sieh, was ich Andreas im ersten Teil zu Tchibo und Spreadshirt geschrieben habe und zu konkreten Forderungen.

# Christian sagt:

19. Juni 2008 um 19:42

Ich finde die ganze Aktion einfach nur dämlich und vor allem verlogen.

Das ganze Geschrei nach besseren Arbeitsbedingungen und höhreren Löhnen in der dritten Welt, in diesem Fall in der Textilindustrie, ist totaler Schwachsinn. Erzähl mal einem Hartz-IV-Empfänger dass er seine Klamotten künftig für den 10-fachen Preis kaufen soll. Das funktioniert einfach nicht.

Ich selbst habe ein Jahr in Bangladesh gelebt und gearbeitet. Ja, die Bedingungen dort sind nicht ansatzweise mit den deutschen vergleichbar. Monatslöhne von nur rund 10-15 Euro sind absolut keine Ausnahme. Auf der anderen Seite kann man eine Mahlzeit für wenige Cent bekommen. Alles andere ist auf einem ähnlich niedrigen Preisniveau. Dort funktioniert die Wirtschaft wie hier – niedrige Löhne + niedrige Preise dort und etwas höhere Preise und höhere Löhne hier. So einfach ist das.

Warum gehen denn die Firmen ins Ausland zum Produzieren ihrer Ware?? damit wir uns die Sachen überhaupt leisten können. Erhöhen wir die Kosten im Ausland verteuert sich bei uns die Ware und alle schreien auf. Wollen wir das wirklich? Ich denke nicht.

Das Schreien nach sozialer Gerechtigkeit und Umweltverträglichkeit ist ja verständlich, aber man sollte auch überlegen, was die Konsequenzen wären.

Christian, soziale Gerechtigkeit muss weltweit gelten – wenn sich die Armen in Deutschland und die Armen in Bangladesh gegeneinander ausspielen lassen, dann werden am Ende beide verlieren. Und: es ist nicht richtig, die niedrigen Löhne und Kosten in Bangladesh mit höheren Löhnen und Kosten in Deutschland zu vergleichen. Es ist ja nicht wirklich so, dass die Menschen in Bangladesh mit ihren niedrigen Löhnen eifrig Autos, Farbfernseher und Waschmaschinen kaufen. Das, was Tchibo und Konsorten an Löhnen zahlen, reicht selbst in Bangladesh kaum zum Überleben aus.

Und denk`dran, die Lohnkosten machen nur einen winzigen Bruchteil des Ladenpreises aus. Vom zehnfachen Preis kann keine Rede sein!

# Wokoban sagt:

19. Juni 2008 um 19:55

An sich eine tolle Aktion, wenn da nicht ein paar Haken wären:

– warum haben Sie die Hemden nicht gleich aus der Öko-Linie bestellt

– welchen Bezug haben Sie auf die konkreten Produktionsbedingungen?

Weder wissen Sie, dass die Hemden wirklich für Hungerlöhne und am besten noch durch Kinderarbeit hergestellt werden (zumindest habe ich Ihrerseits keinen einzigen Satz diesbezüglich lesen können), noch geben Sie irgendeine konkrete Aussage in diesem “Happening”, wie man sich besser verhalten soll als Konsument(in). Nur den mahnenden Finger ausstrecken ist leicht getan und dient oft nur der eigenen Publicity.
Da kann man auch sagen, dass Sie sich dieses Medienecho Dank der angeblichen Kinderarbeit herbeigeführt haben – auf dem Rücken der Kinder, die ihre beiden Hemden haben nähen müssen. Sehr unsozial…
OK, das ist jetzt sehr zynisch, aber mir fehlt es bei Ihrer Aktion an Glaubwürdigkeit, da nur das einfache Anklagen für mich reine Effekthascherei ist. Schade, Sie hätten viel mehr daraus machen können. So wirkt es eher, dass Sie sich selber darstellen wollen – und das kommt arg selbstverliebt rüber. Ganz nach dem Prinzip “schaut her, was für ein toller Gutmensch ich doch bin”… schade…
Naja, vielleicht ‘entwickelt’ sich ja Ihr Projekt noch. Dafür wünsche ich Ihnen Erfolg. Für das Projekt, wie es jetzt ist, hoffe ich, dass es schnell wieder in der Medien-Senke verschwunden sein wird.

Bedruckbare Öko-Shirts gab es nicht von Tchibo!
Und: Die Produktionsbedingungen sind miserabel, davon habe ich mir mit eigenen Augen vor Ort überzeugen können, Wokoban. Möglicherweise fanden Sie die Aktion kritisch, aber die Fakten sind lange bekannt und trotz der Rhetorik der Unternehmen hat sich an den Arbeitsbedingungen in der Praxis nicht viel geändert.

Und Tchibo könnte jeden Medientrubel vermeiden, wenn sie nur eine simple Selbstverständlichkeit umsetzen würden: Offen legen, aus welchen Fabriken ihre Klamotten kommen, und wirklich unabhängige Beobachter dort recherchieren lassen. Bis heute sagt Tchibo nicht, wo sie produzieren lassen. Aber ohne wirkliche Kontrollen wird sich in den Produktionsländern gar nichts ändern. Wenn Tchibo nichts zu verbergen hat, sollen sie mich in ihre Fabriken lassen – natürlich auf meine Kosten, aber auch zu meinen Bedingungen.

Und, apropos zur Alternative, die Sie fordern. Die gibt es doch längst. Schon lange fristen diese sauber und sozialverträglichen Klamotten auch kein Nischendasein mehr im Internet, sondern haben die Haupteinkaufsstraßen erobert. Wo wohnen Sie? Ich gebe durchaus Tipps, wenn der Rummel um die Aktion abgeklungen ist.

# AP sagt:

19. Juni 2008 um 20:59

@ Christian und Jean-Paul: Es stimmt einfach nicht, dass wir hier für alles 10x höhere Preise hätten oder 24.000 für einen Apple PC ausgeben müssten, wenn in den Produktionsländern existenzsichernde Löhne gezahlt und das Verbot der Kinderarbeit durchgesetzt würde. Nach einer niederländisch/schweizer. Studie (https://www.fair-computer.ch/cms/index.php?id=136&L=1) die gerade veröffentlicht wurde, verteuerte sich ein PC mal gerade um 50 CHF/ 30 € und bei den T-Shirts sprechen wir über Rappen/Centbeträge. Und dass man durchaus fair produzierte Textilien zu einem konkurrenzfähigen Preis anbieten kann, machen hier in CH Firmen wie COOP (Naturaline) und Switcher längst vor.

@ Kirsten Brodde: Dennoch, das kritische Gefühl gegenüber dieser Aktion bleibt: Warum ausgerechnet Tschibo/Spreadshirt? Wo wurden diese Shirts denn nun gefertigt? Bei Spreadshirt spielt es meines Wissens durchaus eine Rolle, woher die Shirts kommen und Tschibo ist nun wenigstens den halben Schritt gegangen und hat auch fairen Kaffee (leider allerdings nur mit dem Logo der Rainforest Alliance, das durchaus umstritten ist). Was konkret werfen Sie diesen beiden Firmen vor?

Warum Tchibo? Ich habe Andreas dazu ausführlich geantwortet. Tchibo ist kein unbeschriebenes Blatt, was die Verletzung von Arbeitsrechten angeht. Aber ich stimme zu: Es kann nicht nur um Tchibo gehen, sondern um die Verbesserung der knochenharten Bedingungen, die in der gesamten Textilindustrie gang und gäbe sind. Ein Konzern wie Tchibo hat ökonomische Macht und kann sehr wohl voran gehen.

# Swen sagt:

19. Juni 2008 um 22:10

Haben die Polizisten tatsächlich einen Platzverweis ausgesprochen, wie bei SPON dargestellt? Das fände ich doch etwas befremdlich.

Lieber Swen, siehe meine Antwort auf bc weiter oben, Tchibo hat die Polizei gerufen, die kamen mit drei Mann und haben mich aufgefordert, den Platz zu verlassen. Ich hatte kein Interesse an einer weiteren Eskalation.

# Gerhard Hardt sagt:

19. Juni 2008 um 23:58

Also alles lediglich ein Promotion-Gag für Ihr Buch?

Nicht wirklich, Gerhard – das Buch ist eher ein Promotion-Gag für eine bessere Welt.

     
 Kirsten   Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland.

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